Was bedeutet „bonitätsunabhängiger Sollzinssatz“?
Einige Banken werben mit einem sogenannten bonitätsunabhängigen Kreditzinssatz. Was steckt dahinter?
Ein bonitätsunabhängiger Sollzinssatz bedeutet natürlich nicht, dass die Bonität des Kunden samt seiner Schufa-Akte für die Bank irrelevant wäre. Vielmehr ist damit gemeint, dass sich der Zinssatz des Ratenkredits nur nach der Höhe der Kreditsumme und der Länge der Laufzeit berechnet. Die Bonität wirkt sich dagegen nicht auf die Höhe des Zinssatzes aus (Gegenteil: bonitätsabhängige Kredite). Die Bonität bestimmt also nur, ob der Kunde den Kredit erhält oder nicht. Eine positive Schufa-Abfrage und ein regelmäßiges Einkommen sind demzufolge auch bei einem Kredit mit bonitätsunabhängigem Sollzinssatz die Grundvoraussetzung für eine Kreditzusage.
Festpreiskredite und laufzeitabhängige Zinsen
Kredite mit bonitätsunabhängigen Zinskonditionen bezeichnet man auch als Festpreiskredit. Der Preis -sprich Zinssatz – ist hierbei wie in Stein gemeißelt und für alle Kunden verfügbar, die eine Kreditzusage erhalten. Streng genommen wäre ein Festpreiskredit also so zu definieren, dass völlig unabhängig von Bonität, Höhe der gewünschten Kreditsumme und der vereinbarten Laufzeit es nur einen Zinssatz gibt. Diese Variante ist höchst selten. Öfter trifft man sog. laufzeitabhängige Kredite an. Im Zinsmodell solcher Kredite werden unterschiedliche Zinssätze für die einzelnen Laufzeiten festgelegt. Höhe der Kreditbetrags und Kundenbonität haben folglich keinen Einfluss auf den Zinssatz.
Kreditzinsen transparenter vergleichen
Bonitätsunabhängige Kredite haben den großen Vorteil, dass sie leichter miteinander vergleichbar sind und es bei der Kreditanfrage nicht dazu kommt, dass der von der Bank mitgeteilte individuelle Zinssatz höher ausfällt als der beworbene Zins. Häufig ist es so, dass die Banken mit einem sehr niedrigen Mindest-Zinssatz werben, dieser aber bonitätsabhängig ist. Wer keine erstklassige Bonität besitzt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in seinem persönlichen Kreditangebot einen anderen Zinssatz als den erwarteten wiederfinden. Bei einem Festpreis- oder laufzeitabhängigen Kredit wird das nicht passieren. Hier entscheidet die Bonität nur über ein „ja“ oder ein „nein“.
Ein bonitätsunabhängiger Kreditzinssatz ist somit insbesondere für Verbraucher mit geringem bis mittlerem Einkommen von Vorteil. Antragsteller können hier sicher sein, dass der beworbene Zinssatz auch für sie gültig ist, wenn bei der Kreditpürfung die Bonität als ausreichend bewertet wird.
Verbraucher mit hohem Einkommen und hohen Sicherheiten (Immobilienbesitz, unbefristeter Arbeitsplatz, Beamtenstatus, Führungsposition) fahren dagegen mit einem bonitätsabhängigen Zinssatz meist besser, da sie das höhere Kreditrisiko von Kunden mit schlechterer Bonität nicht mitfinanzieren müssen. Allerdings gelten diese Aussagen natürlich nur tendenziell, zumal die Bonität keine absolute Größe ist, sondern von jeder Bank anders berechnet und bewertet wird. Daher ist es immer sinnvoll, bei einem Ratenkredit-Vergleich beide Kreditvarianten im Auge zu haben.